Wenzel Radimsky
Gymnasium in Jicin und Prag. 1855/56 Studium für Berg- und Hüttenwesen an der Bergakademie in Pribram. Im Frühjahr 1857 wurde er mit allerhöchster Entschließung von Seiner kaiserlich-königlichen Apostolischen Majestät als ordentlicher Bergzögling als Bergwesenspraktikant zum k. k. Inspektorats-Oberamt Schmöllnitz in der Bergstadt und Großgemeinde im ungar. Komitat Zips, im engen Tal der Göllnitz einberufen.
Am 5. Mai 1858 heiratete Wenzel Radimsky, Marie Karolina Polland (geb. 09. Juli 1836 in Hostau / gest. 15. April 1896 in Sarajevo) in Welhartitz in Böhmen.
Im Spätherbst 1858 oder im Frühjahr 1859 ist Wenzel Radimsky mit seiner schwangerer Frau Maria nach Dietmannsdorf Nr.1 in das Schloß Welsberg gekommen. Dies ist auch seine erste Anschrift.
Kinder: Maria Johanna (* 04.07.1859/† 01.09.1861), Vaclav Jan (Wenzel Johann * 05.09.1862), Sofia (* 05.01.1864), Maria (* 19.04.1866), Ludmilla Josepha (* 04.09.1868), Bohemil Anton (* 24.04.1872)
1859 gründete Wenzel mit seinem Bruder Josef die Kohlengewerkschaft Wies. Einige Jahre danach, genauer gesagt im Jänner 1862 kam es zu Schwierigkeiten da Wenzel Radimsky ein Kohlebergwerk in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung zum Kauf angeboten hat. Dieser Bergbau bestand aus 4 Schächten und zwei Bohrlöchern mit aus-gezeichneter Glanzkohle. Zudem ist die Kohlenmächtigkeit und die Qualität ausführlich beschrieben und von großer Ergiebigkeit. Zum Fundus-Instruktus gehören eine Wasserhaltungs- und Fördermaschine mit 6 Pferdekräften mit Schaalenförderung und englischen Hunden. Weiters gibt es eine unter- und oberirdische Eisenbahn. Zu den Baulichkeiten gehören: Wohngebäude, Knappenhaus, Stallungen, Werksschmiede, Maschienen- und Schachtgebäude, sowie ein großer Kohle-schuppen und die gesamten Inventargegenstände. Außerdem befindet sich noch eine im Betrieb stehende Ziegelhütte auf dem gewerkschaftlichen Grund. Schriftlich an das Postamt Gleinstätten. Auskunft erteilt Wenzel Radimsky in Brunn.
Als Wenzel in die West-Steiermark kam, war dieser Flecken Erde noch mit keinem Zentralen Verkehrsmittel ausgestattet. Es war erst durch die k. k. Südbahn möglich, hier Eisenbahnprojekte zu planen und diese, sofern diese auch vom Staat genehmigt wurden, auch umzusetzen. Ab diesem Zeitpunkt wurden unentwegt Projekte für eine Eisenbahn von Leibnitz nach Wies bis Eibiswald und Schwanberg geplant. Unter anderem war auch Wenzel Radimsky ein eifriger Befürworter und Projektierer dieser Bahnlinie.
Wenzel Radimsky und sein Bruder Josef kamen 1859 in das Gebiet um Pölfing-Brunn in die schöne Weststeiermark. Der Auftrag lautete, hier Bergbau zu betreiben, den sie auch gekonnt und mit vollem Eifer ausgeübt hatten. Im entferntesten muss Wenzel Radimsky aber schon immer die geologischen Verhältnisse und div. Ausgrabungen in den Vordergrund gestellt haben, da er diese mit ebensolcher Energie vorangetrieben hat. Mit dem geschulten Weitblick hat er natürlich auch ein Verkehrsmittel ins Auge gefasst, das seine Bedürfnisse zufrieden stellten sollte, den die Eisenbahn kann in kürzerer Zeit viel mehr und schwerere Lasten transportieren als die Pferdefuhrwerke. Wenzel setzte sich intensiv mit dem Projekt einer Eisenbahn von Leibnitz nach Pölfing bis Wies, und von Wies ausgehend nach Eibiswald und nach Schwanberg auseinander. Er hatte ja guten Grund dieses Transportmittel zu gewinnen, da er ja schon einige Kohlengruben in Pölfing und Umgebung in Betrieb hatte. Der Kohlebergbau florierte sehr gut, es waren ja auch genug Abnehmer vorhanden, das Eisenwerk in Eibiswald, Glasindustrien um Eibiswald, Wies und Vordersdorf, Alaunwerke, und nicht zuletzt die Bevölkerung selbst. Ungehindert der oft nicht nachvollziehbaren Rückschläge eine Eisenbahn zu finanzieren und zu bauen, kämpfte er dennoch im Alleingang weiter. Wenzel Radimsky war ein sozialer Mensch mit Weitsicht, wenn es den Arbeiter gut geht, geht es auch den Unternehmen gut. Er ließ Häuser für seine Arbeiter bauen, die sogenannten Koloniehäuser und Schulen für die heranwachsende Jugend. Dennoch blieb er immer wieder mit seinem Plan eine Eisenbahn für Personen und Sachentransport zu bauen, bei den Großgrundbesitzern, bei den Industrie-Unternehmern und Fuhrwerksunter-nehmen stecken. Er fand oftmals nur wenig Gehör und Zuspruch. Den größten wiederstand leisteten die Fuhrwerker, sagt man, eindeutig nachgewiesen konnte das aber nicht werden. Einen letzten Anlauf eine Eisenbahn zu bauen unternahm er und ein Konsortium im Jahre 1866, die eine Konzession für 2 Jahre ausgestellt bekommen hat. Alle Anstrengung aber waren umsonst. Im Jahre 1870 kaufte ein Konsortium in Wien einige Kohlengruben in Steyeregg und Wies auf, und baute die Eisenbahn von Lieboch nach Wies. Somit war vorerst die Eisenbahn von Leibnitz bis nach Eibiswald und Schwanberg kein aktuell umsetzbares Projekt mehr.
Am 11. Juni 1866 wurde der priv. Zuckerraffinerie, dem Kohlewerk- und Fabrikbesitzer J. Prattes, sowie Joseph Radimsky, Wenzel Radimsky, J. Kleindienst, J. Pann, A. Schrotz & Komp. Michael Schuch, T. Reitterer, und dann dem Ing. Amedèe Demarteau zum Bau und Betrieb einer Lokomotiv-Eisenbahn von der Station Leibnitz der Südbahn ausgehend, über Wies nach Schwanberg und Eibiswald, die Konzession auf die Dauer von neunzig Jahren verliehen. Die Südbahn-Gesellschaft hat auf das konzessionsmäßig zustehende Recht auf diese Bahn verzichtet. Nach dem Projekt soll die Bahn von der Südbahnlinie Wien – Triest in der Station Leibnitz abzweigen und durch das Sulmtal aufwärts über Wippelsach und Gleinstätten nach Wies führen, wo sich die Bahn teilt. Die Hauptlinie führt nach Schwanberg, eine Abzweigung in Wies führt nach Eibiswald. Stationsplätze sind in Leibnitz, Wippelsach, Wies, Schwanberg, und Eibiswald geplant. Halteplätze für die Kohleverladung sind an der Hauptlinie in Gleinstätten, Brunn, Steyeregg und Kalkgrub beantragt. Die Länge der Linie von Leibnitz nach Schwanberg beträgt 4,451 Meilen und jene von der Abzweigung in Wies bis Eibiswald 0,557 Meilen. Die Anlagekosten sind mit 1.420.000 fl. (Gulden) veranschlagt worden. Die Konzessionäre sind nach der Konzession verpflichtet, den Bau der Bahn bis 10. Juni 1867 zu beginnen und binnen 2 Jahre, somit bis 10. Juni 1869, zu vollenden. Da die Arbeiten jedoch noch nicht in Angriff genommen worden sind, scheint dem Unternehmen die Aufbringung der Geldmittel noch nicht gelungen zu sein. Es gibt jedoch keinen Zweifel, dass denselben mit Rücksicht auf die der Kapitalbeschaffung ungünstigen Zeitverhältnisse auf Ansuchen eine entsprechende Fristverlängerung bewilligt werden wird, falls ihnen der Beginn bis 10. Juni 1867, noch nicht möglich sein sollte. Die Bahn hat übrigens Aussicht auf eine gute Rentabilität, da sie ein bedeutendes Kohlefeld mit ausgezeichnetem Produkt durchzieht. Dieselbe berührt auch viele Industrie-Etablissements, deren Mitglieder beim Bahn-konsortium sind und somit am Zustandekommen der Bahn ein großes Interesse haben müssen.
Die Konzessionäre begegneten für ihre Bestrebungen in der ganzen Um-gebung aber nur einer merkwürdigen Indolenz. Nicht nur, dass keine einzige Gemeindevertretung, nicht einmal die von Leibnitz, und auch keine Groß-grundbesitzer der Gegend dem Konsortium beigetreten sind, hielt sich auch die damalige Direktion des Eibiswalder Hüttenwerks unter dem lächerlichen Vorwand fern, eine Eisenbahnverbindung wäre dem Werk nicht nützlich, da dadurch die Kohle im Preis steigen würde. Nun begannen eine Reihe von Verhandlungen mit verschiedenen Gesellschaften des In- und Auslandes. Als dann mehrere Konsortium-Teilnehmer der nötigen Einzahlung müde wurden und sich zurückzogen, waren es Dr. Deperis und Direktor Geutebrück von Seite der Grazer Zuckerraffinerie, sowie Michael Schuch und die Brüder Joseph und Wenzel Radimsky, welche standhaft aushielten. Nach jedem Rückschlag ihrer Bemühungen haben sie wieder neue Wege der Realisierung des vorgesteckten Zieles gesucht. Das Jahr 1868 schien einen definitiven Erfolg zu bringen, als sich ein Wiener Konsortium dieser Angelegenheit annahm und die Grundablösung von Leibnitz nach Eibiswald durchführte. Im Herbst 1870 gelang es endlich unter Mitbeteiligung der Grazer Eskomptebank, das nötige Kapital für den Bau der Strecke von Leibnitz nach Wies zusammenzubringen, wodurch der Bau dieser Linie gesichert schien.
Mit allerhöchster Entschließung vom 27. Februar 1871, wurde die am 11. Juni 1866 ausgestellte Konzessionsurkunde zum Bau und Betrieb einer Lokomotiv-Eisenbahn von Leibnitz nach Eibiswald und Schwanberg wegen Nichteinhaltung der konzessionsmäßigen Baufristen nach § 18 der Konzessionsurkunde, für erloschen erklärt.
Johannes Scherübel